Projekte aus dem Landesverband
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Sowjetische Gedenk- und Begräbnisanlage

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Sowjetische Gedenk- und Begräbnisanlage

Sowjetische Gedenk- und Begräbnisanlage

1949 ließ die Sowjetische Militärkommandantur an dieser Stelle eine Gedenkanlage einrichten. Sie sollte an die sowjetischen Staatsangehörigen erinnern, die während des Zweiten Weltkriegs umgekommen und auf dem Johannisfriedhof bestattet worden waren. 


Zwischen dem 14. und dem 24. Juni 1949 bettete die Friedhofsverwaltung die sterblichen Überreste von 65 Frauen, Männern und Kindern hierher um. Zwischen März 1942 und Juni 1945 waren sie in verschiedenen Grabfeldern überwiegend ohne Kenntnis ihrer Familien bestattet worden. Hinzu kam eine junge Ukrainerin, deren Leichnam im Juni 1944 auf dem Trinitatisfriedhof bestattet worden war.
Auf dem Gedenkstein steht unter einem Roten Stern in russischer Sprache:

„Hier ruhen sowjetische Bürger, 1942-1945, 66 Menschen“

Die Identität der hier Bestatteten ist zum Teil bis heute nicht geklärt, da die Unterlagen des Johannisfriedhofs bei den Bombenangriffen auf Dresden am 13./14. Februar 1945 verbrannten. Die Friedhofsverwaltung erstellte nach Kriegsende Ersatzverzeichnisse und wies den Toten eine mutmaßliche nationale Herkunft zu. Dadurch unterliefen viele Fehler. So wurden etwa die Leichname von drei Tschechen wegen ihres Vornamens „Vladimír“ als vermeintliche Sowjetbürger hierher umgebettet. Das gleiche gilt für einen Niederländer mit baltisch klingendem Namen. Zugleich verblieben die sterblichen Überreste weiterer Angehöriger der Sowjetunion unerkannt in ihrem ursprünglichen Grab.
52 der 66 Menschen waren als zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden und mussten im Raum Dresden arbeiten. Sie stammten aus den damaligen Sowjetrepubliken, so aus der Ukraine, aus Weißrussland und Russland. Die so genannten „Ostarbeiter“ bzw. „Ostarbeiterinnen“ bildeten die größte Gruppe unter den zivilen Zwangsarbeitern während des Krieges. 

Weitere neun Männer wurden am Münchner Platz in Dresden hingerichtet. Vorausgegangen waren Todesurteile durch sächsische Sondergerichte oder den Volksgerichtshof, der auch in Dresden Prozesse durchführte: Ein ukrainischer, ein weißrussischer und ein niederländischer Zwangsarbeiter erhielten die Todesstrafe, obwohl sie lediglich Diebstähle für den eigenen Bedarf begangen hatten.

Sechs Tschechen hatten sich der deutschen Fremdherrschaft in ihrer Heimat widersetzt und waren für das Gerichtsverfahren nach Dresden gebracht worden.

Drei weitere Tote aus der Sowjetunion, die 1949 hierher umgebettet wurden, waren als sowjetische Kriegsgefangene nach Sachsen gekommen.

Zusätzlich sind Kató Kallós, eine ungarische Jüdin, und Józef Montag, ein polnischer Jude, hier bestattet. Sie gehörten zu einer Gruppe von KZ-Gefangenen, die in der Endphase des Krieges direkt bei Dresdner Rüstungsbetrieben zur Zwangsarbeit eingesetzt worden waren. 
 

Was an dieser Begräbnisanlage auffällt, sind die Tonziegel, die nachträglich um den Stein herum angebracht wurden. Obwohl die Identität der meisten dort Bestatteten immer bekannt war, wurde darauf verzichtet sie namentlich zu erwähnen. In der Narrative Stalins kam Kriegsgefangenschaft und verrichtete Zwangsarbeit der Verrat gleich, was den Umgang mit den Überlebenden, aber auch den Toten, prägte. Die unter sowjetischer Besatzung stehende DDR folgte dieser Handhabung, wodurch die Toten anonym beigesetzt wurden. 
Die Tonziegel sind ein Projekt, was in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schüler, durchgeführt wird, bei dem sie die Namen in die Ziegel prägen und diese dann auf dem Friedhof anbringen. Ziel ist es den Toten ihre Namen, und damit auch einen Teil ihrer Würde, zurückzugeben. Mit Hilfe des Bestattungsbuches ließen sich die Grablagen rekonstruieren, sofern sich die Identität nicht klären ließ, wurde die Namensschreibweise aus dem Bestattungsbuch übernommen.