Meldungen aus dem Landesverband Sachsen
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76 Jahre amerikanisch-sowjetisches Zusammentreffen an der Elbe

"Elbe Day" - Endphase des Zweiten Weltkriegs. Vereinigung amerikanischer und sowjetischer Truppen an der Elbebrücke bei Torgau am 25.04.1945.

2021: Ansprachen und Kranzniederlegung. Vertreter von Stadt, konsularischem Corps und des Volksbunds erinnern an Kriegsende in Sachsen 1945

Torgauer Schüler (Johann-Walter-Gymnasium) lassen am Elbe Day 2021 Friedenstauben aufsteigen Stadt Torgau

Waren schon im Jahre 2020 viele Gedenkveranstaltungen aufgrund der „Seuchenlage“ ausgefallen, so musste auch 2021 auf eine größere Feierstunde aus Anlass des „Elbe Days“ verzichtet werden.

Dennoch gestaltete die Stadt Torgau eine würdige Gedenkzeremonie im kleineren Kreis, zu der Vertreter der damaligen Kriegsparteien, des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, des Landtags, der Bundeswehr und der Torgauer Bürgerschaft am Denkmal an der Elbebrücke am 25. April vormittags zusammentrafen. Neben den Vertretern der konsularischen Vertretungen in Sachsen waren Repräsentanten des Militärattachécorps aus Berlin angereist, unter ihnen als Vertreter der Französischen Republik Generalmajor Metz.

Nach den Grußworten und der Kranzniederlegung ließen Schüler des Torgauer Johann-Walter-Gymnasiums einen Schwarm weißer Friedenstauben in den Himmel steigen.

In ihren Grußworten betonten die Oberbürgermeisterin der Stadt Torgau, Frau Romina Barth, der Generalskonsul der Russischen Föderation, Andrej Yurevich Dronov, und der konsularische Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika, Ken Toko, mit durchaus unterschiedlicher Schwerpunktbildung die Bedeutung des Zweiten Weltkriegs und des Sieges der Anti-Hitler-Koalition im Jahre 1945 - damals und für die Gegenwart.

Dabei wurde deutlich, dass der Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit ist, und dieser von jeder Generation aufs Neue gesichert und bewahrt werden muss.

Die Vorsitzende des Landesverbands Sachsen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags, Frau Andrea Dombois, schlug in ihrem Grußwort den Bogen vom Beginn der deutschen Aggression gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 zum Kriegsende 1945. Damit verwies sie auf den 22. Juni 2021, an dem sich der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zum 80. Male jährt, und damit der Beginn des rasseideologischen Vernichtungskriegs, der für Deutsche und Sowjets den Charakter und die historische Einordnung des Zweiten Weltkriegs nachhaltig prägt.

Es bleibt die Hoffnung, dass zumindest dieses Ereignisses im Sommer 2021 in einem größeren Rahmen und unter Beteiligung der letzten Überlebenden des Krieges wird gedacht werden können.

 

Grußwort der Landesvorsitzenden des Volksbunds (Auszug)

Gerade hier in Mitteldeutschland, wo es im Frühjahr 1945 zu ausgedehnten und verlustreichen Gefechtshandlungen, insbesondere in Ostsachsen und im südlichen Brandenburg kam.

Noch heute werden Kriegstote in Sachsen gefunden, geborgen und durch den Volksbund würdig beigesetzt.

Heute, im Frühjahr 2021, 76 Jahre nach diesen Ereignissen, gedenken wir zweier Jahrestage: dem 76. Jahrestag des Kriegsendes im Jahre 1945 und dem 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion vom 22. Juni 1941, der den europäischen Krieg räumlich ausufern ließ.

Aus diesem Anlass hat der Volksbund gemeinsam mit vielen europäischen Botschafts- und Konsular-Vertreterinnen und Vertretern vor zwei Tagen in der historischen Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, zum Gedenken an die Toten der Weltkriege, so wie jedes Jahr, aufgerufen.

Auch hier in Torgau finden Sie sich jedes Jahr wieder zusammen um die Erinnerung an jene Tage des Aufeinandertreffens wach zu halten.

Als an dem Tag die amerikanischen und sowjetischen Truppen bei Torgau an der Elbe aufeinandertrafen und sich auf den Trümmern der Elb-Brücke die Hände reichten, durchtrennten sie damit den von deutschen Truppen gehaltenen Raum in Mitteleuropa.

Das Kriegsende nahte: Am 30. April wählte Adolf Hitler den Freitod, um nicht für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen werden zu können, am 8. und 9. Mai kapitulierte die Deutsche Wehrmacht in Reims und Karlshorst.

Der Krieg war auch in Torgau zu Ende und das Kriegsende in greifbare Nähe gerückt. Für alle Beteiligten war dies ein großes Glück und Erleichterung. Millionen Menschen hatten in diesem Zweiten Weltkrieg Leben, Gesundheit, Angehörige und Heimat verloren.

Was im Sommer 1941 begann, endet im Frühjahr 1945.

Hier in Torgau vollzog sich der vorletzte Akt des Dramas mit der Vereinigung sowjetischer und amerikanischer Truppen – jener so ungleichen Verbündeten, die nur das Ziel einte, den Nationalsozialismus zu vernichten.

Gerade der Vernichtungskrieg, den Deutschland gegen die Sowjetunion entfesselte, erweiterte die Dimension des Schreckens, indem er nicht nur politisch-militärischer Interessenwahrung diente, sondern die physische Vernichtung und Unterjochung der Völker der Sowjetunion zum Ziel hatte, um „Lebensraum im Osten“ zu gewinnen und die europäischen Juden zu vernichten.

Heute nun stehen wir gemeinsam hier in Torgau und gedenken der Befreiung von einer Unrechtsherrschaft, die nur durch die bewaffnete Anstrengung der halben Welt niedergerungen werden konnte.

Der Handschlag von Torgau – ein Moment, der ein Teil der Geschichte des Zweiten Weltkrieges wurde und symbolisch das nahe Ende dieses Weltkrieges markierte.

„Versöhnung über den Gräbern“, so lautet die Devise des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge und so wollen wir in dem Bestreben nicht nachlassen, für Frieden und Freiheit in Europa und in der Welt einzustehen.

In Anerkennung der gemeinsamen Geschichte müssen wir wachsam bleiben und die Menschenrechte und die Freiheit verteidigen.

 

Text: Dr. Dirk Reitz