In diesem Jahr fielen viele Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag aus oder fanden in stark reduzierter Form und unter strengen gesundheitsbehördlichen Auflagen statt – so auch in Sachsen. Die Feierstunde, die eigentlich traditionell im Landtag stattfindet, sollte heuer bereits vorsorglich auf dem Dresdner Nordfriedhof durchgeführt werden, doch selbst dies war leider nicht möglich. Immerhin konnte hier die protokollarische Kranzniederlegung realisiert werden, wenn auch mit beschränkter Teilnehmerzahl. In einigen Städten und Gemeinden gab es ebenfalls kleinere Veranstaltungen.
Auf dem Nordfriedhof sprach nach der Begrüßung durch den Landesgeschäftsführer des Volksbundes, Dr. Dirk Reitz, zunächst der evangelische Militärdekan, Holger Windisch, zu den Gästen, die verschiedene staatliche und gesellschaftliche Institutionen repräsentierten, so den Landtag, die Landeshauptstadt und die Bundeswehr. Zum Abschluss der kurz gehaltenen Zeremonie verlas Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler, gleichzeitig Schirmherr des Volksbund-Landesverbandes, das offizielle Totengedenken, an das sich eine Schweigeminute für die zahlreichen Opfer von Krieg und Gewalt in Vergangenheit und Gegenwart anschloss. Nach dem Ende der Veranstaltung stand der Friedhof als öffentlicher Ort auch wieder der Allgemeinheit zum stillen Gedenken offen. Dies nutzten die Vertreter verschiedener Landtags- und Stadtratsfraktionen, um eigene Gebinde niederzulegen.
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Im Mai 1945 kapitulierte Deutschland, während sich die Kämpfe in Asien noch bis Anfang September hinzogen. Die Bilanz dieses Krieges war erschütternd. Zwischen 60 und 70 Millionen Soldaten und Zivilisten starben. Aber die Zahl der tatsächlichen Opfer war deutlich höher. Viele Millionen Menschen erlitten Verwundungen und seelische Verletzungen. Nicht zu vergessen die, die mit ihren Angehörigen auch ihre Lebensplanung und durch die Bombenschäden und Vertreibungen ihre Heimat verloren.
Der Volksbund hat in diesem Jahr an das Kriegsende in Europa mit ausgewählten Veranstaltungen erinnert. Doch wegen der Corona-Pandemie mussten diese leider im kleinen Rahmen stattfinden. Dennoch kamen bei diesen Veranstaltungen die ehemaligen Kriegsgegner zusammen, um der Opfer zu gedenken und um das Bekenntnis zu bekräftigen: Was immer uns in der täglichen Politik trennen mag, einen Krieg zwischen uns darf es nie wieder geben! Daran möchten wir auch mit Ihnen immer wieder gemeinsam erinnern, nicht nur am Volkstrauertag. Gemeinsam für den Frieden.
Als Alternative für eine persönliche Teilnahme bot sich für Interessierte in diesem Jahr die Live-Übertragung der zentralen Gedenkfeier aus dem Bundestag an, bei der der britische Thronfolger Prinz Charles, Prinz von Wales, als Hauptredner die Gedenkrede gehalten hat (der Mitschnitt in der ZDF-Mediathek ist laut Ankündigung des Senders bis zum 15.11.2021 verfügbar). Der Volkstrauertag 2020 stand im Bundestag damit ganz im Zeichen der deutsch-britischen Beziehungen, die sich von der Feindschaft in beiden Weltkriegen zu Freundschaft und Zusammenarbeit entwickelt haben. Leider konnten die beiden Preisträger des Volksbund-Sonderpreises des Jugendwettbewerbs der britischen Organisation Never Such Innocence aus Leipzig wegen Corona nicht wie geplant an der Veranstaltung teilnehmen, um dort ihre Auszeichnung in Empfang zu nehmen. Die Ehrung wird daher bei später passender Gelegenheit nachgeholt.